Könnte eine Salbe mit Nanopartikeln künftig die heute gebräuchlichen Tabletten zur Behandlung von Erektionsstörungen ersetzen? Das hoffen zumindest Forscher, die das Gel an Ratten getestet haben. Potenzmittel wie Sildenafil oder die verwandten Wirkstoffe Tadalafil und Vardenafil sorgen für die Erweiterung der Blutgefäße im Penis und erleichtern damit die Entstehung einer Erektion. Meist werden diese Medikamente in Tablettenform eingenommen, so dass sie den gesamten Organismus passieren müssen, ehe sie ihre Wirkung am Penis entfalten können. Das führt zum einen dazu, dass die Wirkung erst nach einer halben bis einer Stunde eintritt. Zum anderen beeinflussen die Wirkstoffe nicht nur die Blutgefäße im Penis, sondern auch andere Gefäßsysteme. Aus diesem Grund dürfen etwa Patienten, die bereits einen Herzinfarkt oder Schlaganfall gehabt haben oder unter anderen Herz-Kreislauf-Problemen leiden, die Medikamente nur unter strenger ärztlicher Kontrolle oder gar nicht einnehmen. Mit einer lokal angewendeten Creme oder Salbe, die die Arzneien direkt dahin bringt, wo sie wirken sollen, ließen sich diese Einschränkungen umgehen, berichten George Han vom Albert-Einstein-College für Medizin in New York. In einer Studie testeten sie daher jetzt, ob sich eine solche Creme mit Hilfe von Nanopartikeln umsetzen lässt, die, wie bereits frühere Studien gezeigt hatten, die Haut durchdringen können. Dazu beluden sie derartige Teilchen mit verschiedenen Kombinationen von Stickstoffmonoxid - einem Molekül, das Blutgefäße erweitern kann -, dem experimentellen Wirkstoff Sialorphin und dem bereits erhältlichen Tadalafil. Das Gel wurde direkt auf den Penis aufgetragen. So schleusen die winzigen Nanoteilchen die Wirkstoffe durch die Haut, wo sie ihre Wirkung vor Ort entfalten, ohne den Organismus insgesamt zu belasten. Das Ergebnis sei beeindruckend gewesen, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt "Journal of Sexual Medicine": 16 von 18 Ratten, denen diese beladenen Nanoteilchen in einem Gel verabreicht worden waren, zeigten nach weniger als zwei Minuten bereits eine deutliche Verbesserung ihrer Erektionsfähigkeit. Nebenwirkungen seien nicht aufgetreten. Ob sich diese Wirkung jedoch auch beim Menschen erzielen lasse, sei bisher noch vollkommen unklar, geben die Forscher zu bedenken. Zudem dürfe man nicht mit einer schnellen Markteinführung rechnen: Selbst nach dem Nachweis eines Wirkprinzips dauere es meist einige Jahre, bis die klinischen Studien beim Menschen überhaupt beginnen könnten. Der Einsatz von Nanopartikeln wird von vielen Forschern auch kritisch betrachtet. So zeigte sich etwa in einer Studie, dass die winzigen Teilchen die Hirnentwicklung von Mäusen beeinflussen können.