Einfach mal ein kleiner Blog von mir: Zur genüge kenne ich die Blicke der Leute. Diese Blicke verfolgen mich, aber jeder dieser Blicke ist anders. Neugierig, erstaunt, kopfschüttelnd, vorwurfsvoll, hasserfüllt oder freudig und freundlich. Als Körperbehinderter sieht man auf der Straße immer Reaktionen. Nur eine nicht: Normale Teilnahmslosigkeit der Großstadt. Viele fragen sich:“Was will der hier? Was will und macht der Behinderte hier im Supermarkt?“ Einfache Antwort:“Ich bin Mensch und will leben, aber um zu leben, muss ich essen und trinken. Die dazu benötigten Lebensmittel gibt es halt im Supermarkt, beim Bäcker und beim Metzger! Ohne Nahrungsmittel würde ich sterben, also muss ich in die Stadt einkaufen!“ Das versteht komischerweise jeder Mensch. Die Blicke verwandeln sich schlagartig in ungläubiges Staunen, wenn mich Leute irgendwo sehen, wo sie niemals einen Behinderten vermuten würden, im Bordell! Fassungslose Blicke verfolgen mich, überall stecken Kunden und Anbieterinnen die Köpfe zusammen und tuscheln. Letztens hörte ich noch einen Gast zu einer Frau sagen:“Ist das ne arme Sau! Der sieht hier die nackten geilen Möpse und kann doch nix damit tun. Das muss doch eine Qual für ihn sein. Was will der hier?“ Da ich noch nie aus meinem Herzen eine Mördergrube gemacht habe, drehte ich meinen Rollstuhl und Fuhr zu dem besagten Mann:“Was ich hier will? Ich bin Mensch und will leben. Aber um Leben zu können, darf ich nicht alleine sein. Denn wer einsam ist stirbt, und deshalb muss ich dahin gehen wo ich nicht alleine und einsam bin…“ Der Mann und dessen weibliche Begleitung schauten mich aufgrund meiner direkten Ansprache geschockt an und er stammelte nur:“Ich verstehe nicht?“ „Gut! Dann versuche ich es mal zu erklären“, meinte ich. „Als Behinderter war und bin ich immer irgendwo alleine. Wenn ich mit Freunden zum Fußball gehe, dann sitzen sie nebeneinander auf der Tribüne und feiern, gucken und diskutieren gerade in diesem Moment über die Szene, wo sie passiert. Ich hingegen sitze auf meinem Rollstuhlplatz in einer ganz anderen Ecke des Stadions und kann erst hinterher über die Szenen sprechen und diskutieren. Ich bin zwar dabei, aber eigentlich alleine, weil ich für meine Freunde zu spät bin, um über diese oder jene Situation zu diskutieren und zu fachsimpeln. Genau dasselbe ist mit meiner Familie. Meine Eltern konnten mir zwar beibringen wo man sich ein Brötchen kauft, dass man nicht lügen oder stehlen soll, oder das man nicht nackt auf die Strasse geht. Aber sie haben mir nicht zeigen können, wie man als Behinderter lebt und überlebt. Sie konnten mir nicht sagen, wie ich mich verhalten muss, wenn ich wegen der Behinderung im Laden nicht bedient werde, oder ich nicht in eine Kneipe reinkomme, oder wenn ich mal nicht zu meinen Hobbies kann, weil mich niemand fahren kann, oder wenn man durch die Stadt fährt und von den Leuten nur den Arsch sieht und nicht auch das Gesicht. Obwohl ich gut behütet war, war ich doch alleine, denn das Leben eines Behinderten mit allen Tipps und Tricks, vor allem für die Psyche und die Seele, kann nur ein Behinderter leben und vormachen. Jetzt sind wir hier im Club oder Bordell. Ich bin hier, weil ich alleine bin, keine Partnerin habe. Ich könnte jetzt hier Vorträge über Untersuchungen halten, das ein geregeltes und glückliches Sexualleben weniger Prostata-Probleme für den Mann bringt, oder das beim Sexualakt chemische und biologische Prozesse in Gang gesetzt werden, die wieder rum wichtig für die Produktion lebenswichtiger Hormone sind und all so’n Zeugs. Ich könnte auch sagen: Alles Quatsch! Die Hormonproduktion kann ich auch zuhause im Bett alleine machen, indem ich selber Hand an mich lege und mich selbst befriedige was ich auch ehrlich gesagt, oft genug mache, aber jetzt kommt der Unterschied. Wenn ich zuhause im Bett bin, dann bin ich vielleicht in Gedanken bei irgendeiner Frau, aber ich bin immer noch alleine. Es gibt noch keine Duftkerzen, die den Haarduft eine Frau simuliert oder eine CD, die die ruhigen Atemzüge einer Frau abspielt, die ruhig, entspannt und zufrieden auf deinem Bauch einschläft. All’ das, wonach sich jeder Mensch sehnt, Ruhe, Geborgenheit, Wärme, Körperkontakt, das finde ich hier. Es kann und wird niemals eine Partnerschaft ersetzen, es ist vielmehr eine Art Metadon-Programm. Eine Möglichkeit das komplette Austrocknen der Seele zu verlangsamen. Aber auch diese Besuche werden das letztendliche Austrocknen nicht verhindern.“ Die Beiden saßen mir schweigend gegenüber und sagten nichts. Bis die Frau mich schließlich umarmte und sagte:“Ich hätte nie gedacht, dass einem der Puff-Besuch soviel bedeuten kann. Aber solche Gedanken wie Deine gerade hört man hier sehr selten, oder besser gesagt, fast nie!“ Der Mann erhob sich nun auch und atmete tief durch:“Da habe ich nun wirklich einiges gelernt. Hätte ich so auch nie für möglich gehalten. Dann wünsche ich dir einige schöne entspannte Stunden, und reichlich Regen für Deine Seele.“ „Danke, aber entspannen tut sich wenig“, meinte ich, „denn bei jedem Date folgt Stress pur! Bin ich der Frau vielleicht beim ausziehen zu schwer? Tue ich ihr auch nicht mit meinen ungelenken spastischen Bewegungen weh? Kann ich es der Frau zumuten, meine Quasimodo-Fratze zu küssen?“ Der Mann stand ratlos da, und der Frau stand eine Träne im Auge als sie fragte:“Darüber denkst du nach? Warum???“ „Weil ich Mensch bin…“
Daumen hoch von mir für Dich... ich finde es bewundernswert wie offensiv Du mit Deiner Behinderung umgehst. Vor allen Dingen weil meine Schwester ebenfalls behindert ist, wenn sie auch nicht auf einen Rolli angewiesen ist. Aber nicht hören und sprechen zu können ist auch sehr schlimm. Kann ja jeder mal leicht im Eigentest durchführen. Wie gesagt ich finde es top wie Du Dich hier gibst und vielleicht laufen, bzw. fahren wir uns in einem Club mal über den Weg. Liebe Grüße aus Cuxhaven
Es bedarf keinen Blog... ...nur weil man behindert ist! Wir leben im Jahre 2009...hallo? Natürlich kenne ich die Intoleranz einiger Mitmenschen. Hilfebedürftige Menschen, behinderte Menschen, haben immer meinen Zuspruch...auch wenn es viele in ihrer Engstirnigkeit oftmals nicht wollen. Warum eigentlich? Ich als Nicht-Behinderter(okay, ausser das ich ficksüchtig bin, iss auch `ne Behinderung ) lasse mir gerne helfen... `ne Runde ficken im Fkk-Club mit Rollstuhl...für mich völlig normal, was haben die lahmen Beine mit einem steifen Rohr zu tun? Oder die Sehnsucht eine Prachtmöse auszuschlecken ? Das ACA ist z.B. behindertengerecht, bis auf die obere Etage. Es waren schon "Rollis" vor Ort. Ein Dummschwätzer sprach mich an:"...also das finde ich unmöglich, dass man Solche hier reinlässt...bla-bla-bla..." Meine Antwort:" Du Vogel, gehts noch?" In einem Moment kann es dir genauso wiederfahren...da kommste schneller dran als an fünf Euro...sooo, und jetzt mach dich vom Acker...denke mal nach und sprich mich erst wieder an, wenn du gedacht hast...! Also, für mich im Club oder sonstwo kein Thema... Viele Grüße
Für Bugs Bunny ist das kein Thema (das kann er ja ruhig schreiben, aber bitte etwas gemäßigter), für Rolliman schon! Deshalb soll Rolliman das schreiben und sich nicht "vom Acker machen" ! Imho Gelbe Karte, mindestens! Und dass Rolliman nicht nachdenkt, ist schon eine ziemlich groteske Aussage. Klar, ich kenne auch einen Behinderten im Rollstuhl (nicht Querschnitt, sondern er ist ziemlich verwachsen), der hat Frau und gesunde Kinder - aber das kann und muss jeder nach seinen Möglichkeiten machen. Ob ein Behinderter, der sich sehr stark für Lobbyarbeit engagiert, sich damit selbst zu sehr auf seine Behinderung reduziert - wohl auch ein Aspekt. Aber wenn sich keiner engagiert, auch Mist ... !! Und an Rolliman bewundere ich vor allem sein Verständnis für Nicht-Behinderte, das schlimmste Gift für Behinderte ist Verbitterung, und die spüre ich da keinesfalls. LG Carbonara
Sach mal... ...cabonara, haste ein bißchen watt am Kopp Wie kommst du dazu meinen Beitrag völlig fehlinterpretiert hier darzustellen? Erst richtig lesen, dann denken, dann antworten! Danke ! Viele Grüße
carbo, carbo ... da haste aber den bugs bunny so wirklich völlig missverstanden, hab ich den Eindruck! Es ist nicht ganz unrichtig, was er schreibt: "Erst richtig lesen, dann denken, dann antworten!! @rolliman hey, alter Dickschädel! (ich denke, ich darf das hier schreiben und bin sicher, dass Du weißt, dass das eher lieb gemeint ist ) Schön das Du hier bist und danke für Deinen ausfühlichen Blog-Beitrag zur Verbesserung des Verständnisses und zum "Augenöffnen"! Erst durch solche Hinweise, oder noch besser durch eigene Erfahrungen im ungezwungenen Umgang miteinander lernen auch die sogenannten Nicht-Behinderten den Weg der Normalität zu finden. Freue mich darauf, Dich mal wieder zu treffen (vielleicht im Samya?)! LG Erasmus
Man kann mit Sicherheit drüber Streiten ob man über Behindertensexualität Blogs schreiben, Interviews und Filme machen muß. Aber genau diesen Streit will ich, denn nur dadurch kann man das Thema aus der Tabu-Zone holen, mehr will ich gar nicht. Beim durchlesen dieses Forums habe ich zum Beispiel die Rubrik "Clubpläne" entdeckt. Da hat aber noch keiner etwas eingetragen, wie breit die Toilettentüre ist oder wie man mit Rollstuhl in die Dusche kommt. Das Samya hat jetzt draußen die Hütte, dass macht es um einiges leichter, vorher mußte die Security mich immer in den ersten Stock tragen. Aber wie komme ich denn beim Samya unter die Dusche, die im Keller ist. Wären die Mädels nicht immer so nett und würden mich vor- und nachher etwas frisch machen hätte ich da ein Problem... Jetzt haben viele Frauen auch Angst, wenn sie mit mir auf dem Zimmer waren, dass sie hinterher keine Buchungen mehr bekommen, weil die Vorurteile der anderen Gäste mir gegenüber zu groß sind. Auch das gab es schon alles. Nicht alles was einen ebenerdigen Eingang hat ist gleichzeitig Behindertengerecht. IM LR zum Beispiel sind die Betten mit den vorgebauten Stufen und Podesten eine Katastrophe. Der Jenige, der den Behinderten aufs Bett hebt, der muß selber erstmal 2 Stufen im Blindflug hoch, um mich aufs Bett zu bekommen. Ist nicht gerade einfach... Im Moment der beste Club für Behinderte ist das GT. Ebenerdiger Eingang, Dusche, Toilette, Bar und Zimmer eine Ebene...
Tja, ich denke das ist sicher ein schwieriges Thema. In den meisten Clubs wirst du Probleme ähnlicher Art haben. Ein paar große Clubs hast du ja schon angeführt. Wenn ich die Liste nun mal um Nebys Club ergänze, würde ich sagen sieht es ähnlich schwierig aus. Dort ist zwar der Eingang, der Kontaktraum, die Umkleide und die Zimmer auf einer Ebene, auch ein Zimmer mit einem passenden Bett läßt sich dort mit sicherheit finden, doch beim Duschen fängt es schon an. Da muß man zwei Stufen hoch und auch wieder runter. hier sehe ich aber eigentlich kein Problem denn ich bin davon überzeugt das die Mädels da sicher weiterhelfen können und Du dennoch Duschen kannst. Ähm. Ist Dein Rolstuhl eigentlich Wasserfest? Wenn nicht wird sich da bestimmt auch eine Lösung finden. Ich hoffe das war genügend teilnahmslose Ironie. Für Rollifahrer denkbar schwierig, sieht es jedoch mit der Toilette aus. Da finde selbst ich es sehr beengt. Und ich könnte mich hinter einem Handtuch umziehen. Mit einem Rollstuhl dort hinein zu kommen sehe ich als unlösbar an. Deine Problematik kann ich einigermaßen nachvollziehen da ich mal in einem Urlaub jemanden getroffen habe der auch auf einen Rollstuhl angewiesen war. Jedoch konnte er seine Beine noch für das nötigste benutzen. Das hat vieles vereinfacht. Isgesammt war es aber schon erschreckend für mich welche Hürden zu beweltigen waren die ein Mensch ohne Behinderung überhaupt nicht wahrnimmt.
@Marktwain Es geht ja nicht darum, jedes Problem zu lösen. Das geht auch gar nicht, weil dazu die Behinderungen viel zu verschieden. Es kann sich ja mal jeder Just for fun auf nen Bürostuhl setzen, und mal sehen, wie er so in seinem Haus zurechtkommt. Das ist der Einfachste Test überhaupt.
Du wirst lachen, habe ich gemacht. Mal davon abgesehen das ich im Dachgeschoß wohne, kam ich prima klar. Logisch kenne doch meine Wohnung. Probleme hatte ich nur beim Spühlen. Wie eigentlich immer. Was aber wohl am meinsten beeindruckte, vor allem den Rollifahrer, nach gut 20 Minuten konnte ich genauso gut auf den Hinterrädern rumrollen wie er selbst.
Stimmt, da habe ich mich im Gewirr der Absätze und ... wohl ein wenig verloren - ich brauch halt vollständige Sätze LG Carbo
@Rolliman , deinen Beitrag finde ich super ! Solche Blindbesen die dich in einem Club dumm anmachen gehören " na ja ich schreibe es lieber nicht " . Ich schließe mich da bugs bunny an ,da kommt man wenn man Pech hat schneller dran als an 5 Euro. Es macht mich wütend , dass es wirklich Idioten gibt , die denken sie sein etwas besseres als du .Unglaublich!!! Es regt mich einfach auf , wenn ich so etwas lese . Wünsche dir allzeit gut Stich . Gruß Christof
Ich hoffe ja immer noch, dass sich ein paar Behinderte mehr outen, auch in Foren. Alles hat was mit Geld zu tun. Nur wenn die mitlesenden Clubbesitzer lesen, das in Foren genügend Klientel mit Potential sitzt, wird sich der ein oder andere dazu bewegen lassen, diese "Quelle" anzuzapfen. Jetzt haben wir hier in Deutschland eh noch ne Denkweise von Anno-Pief. Hier sagt man:"Für Behinderte was umbauen lohnt nicht, sind zu wenig." Ich sage:"Wo ich mit meinem Rolli reinkomme, da kommt auch die Mutter mit Kinderwagen rein, der Rentner mit Gehhilfe, der Lieerant mit seiner Ware, ect." Die Hütte im Samya ist ja nicht nur für mich, sondern auch für ältere Gäste, die nicht mehr gut Treppen gehen können,ect. Es ist ja kein fix gebundenes Kapital. Jetzt wird um den Behinderten Kunden eh nicht geworben, obwohl man in Köln direkt 5 Behinderten-Wohneinrichtungen und in Rodenkirchen selber das große Berufsförderungswerk mit Wohneinrichtung.
Ach mien Jung... Ich zerschredder ja ungern Dein Anliegen, aaaaber... Mutter mit Kinderwagen will ich im Samya genauso wenig sehen wie Lieferanten mit Ware im Babylon... Weitermachen - die Vorlage war nur zu gut... Y.
@Yardbird Gut! Bei uns kommen die Kinder gar nicht erst in den Kinderwagen, die landen ja vorher im Gummi...