Genau, danke! Das sind genau einige der Punkte die ich eigentlich mit meinte als ich den Thread startete. Insofern, kann man sich fragen ob wir eigentlich uns selbst sind im Pay6. Oder das Spiegelbild aus einem Paralleluniversum. Und wenn man nicht mehr durch und durch sich selbst ist/sein kann, was ist man dann noch? Etwas Würdevolles?
Wann kann man schon mal so wirklich "sich selbst" sein? Im Beruf doch wohl am allerwenigstens, es sei denn man ist der Chef, und muss auf nichts - auch nicht auf die Kunden - Rücksicht nehmen. Als abhängig Beschäftiger muss man in der Regel doch eine mehr oder weniger "würdelose" Rolle spielen. Zu Hause bei Frau und Kindern ist auch nicht viel Raum zur "Selbstauslebung". Ist man nicht gerade im PaySex diesem "Idealzustand" am nächsten? Hier kann man man seine Triebe und Phantasien weitgehend ausleben, und muss sich nicht verstellen, oder...? Aber da wir Sex, und insbesondere PaySex, nun nicht unbedingt als würdevoll betrachten, knirschen diese Gedanken ein bisserl... Und ist der Mensch per se eigentlich was würdevolles? Als ich gerade mal spontan überlegt habe, was fällt dir zum Thema würdevoll ein, dachte ich die großen Sequoias in Kalifornien: Und sie sind wahrscheinlich auch nur deshalb "würdevoll", weil sie nichts tun können, um ihre Würde zu verlieren. Sie stehen da einfach nur rum...
*auweia* wenn alle Damen diesen guten Rat annehmen, dann wäre die Pay_6-Szene aber mit einem Schlag sehr, sehr viele der "Damen" los ... Weils gut paßt, füge ich nochmal den lesenswerten Link des Vortrags von Nelly Stockburger über Mythen des sexuellen Selbstverständnisses im Kontext "bürgerlicher Moral" an: Quelle: http://www.unix-ag.uni-kl.de/~kasparek/Freie_Liebe/head.html
Jetzt mal ganz im Ernst: Hast du dich denn überhaupt schon einmal - im Real Life wohlgemerkt - als "restlos würdevoll" empfunden? Manchmal ist man ein bisserl stolz auf sich, weil man irgendwas erreicht hat. Man ist stolz auf seine Kinder, seinen beruflichen oder finanziellen Erfolg, aber als "würdevoll" hab mich mich eigentlich niemals gesehen, auch nicht ansatzweise. Ich stelle mir da eher sowas wie einen tibetanischen Geistlichen im hohem Alter vor, der seit Jahren meditiert, und sich aller weltlichen Laster entledigt hat.
naja, da ist man(n) (und "frau") aber selbst dran "schuld" ... Zumindest kenne ich (zwar sehr wenige aber doch) Paare, die das hinbekommen haben und eine auch erotisch gesehen sehr spannend bleibende Beziehung haben ... Die Ausgestaltung selbiger ist aber nicht unbedingt mit gängigen klischeebehafteten Moral-Vorstellungen oder einer christlich geprägten Sexualmoral kompatibel...
Na ja, Ms. Stockburger ... also vorgebracht wird die nicht gerade, möchte ich sagen. Und wir reden ja über die Würde der Freier ... wo es ja eben das Element "Kohle" ist, das an meiner Würde kratzt. Zur Wiederherstellung derselben suchen wir alle unbedingt den Hinweis ... und sei er noch so klein ... das wir irgendetwas ... und sei's nur ein Lächeln .. umsonst, also unseretwegen als Persönlichkeit kriegen. Wenn das zutrifft, geht es der Würde gleich besser. Is nicht so?
Jein. Klar gibt es (viele) Fälle in denen existentielle Not zur Prostitution führt. Aber in meinem doch recht umfangreichen Bekanntenkreis i.d. Szene gibt es auch genügend Fälle - und ich meine damit Immigrantinnen-SW's - in denen eher das "leicht verdiente" Geld den Reiz ausübt und die monetären Gründe zumindest keine existentiellen sind. Wenn dann nur das Geld als Motiv angegeben wird, dann liegt das - wenn ich das private Verhalten mit ins Kalkül ziehe - in einer Mischung aus "würde"-förderlichem Selbst"betrug" und mangelndem Talent mit dem (in Relation zu heimatlichen Verhältnissen) "vielen" Geld umzugehen. stimmt ! Kratzt bei mir weniger an der "Würde", würde ich sagen, sondern ausser in emotionaler "Sportficklaune" einfach an der Geilheit - ohne sehr konkrete Handlungen, dass sich das Interesse auf meine Person bezieht, werd' ich dann einfach nicht geil ...
Ist weiß Gott auch nicht gut für die Würde. Schwer zu sagen. Die Geldnot, die dahinter steht, wird irgendwann zum "Selbstläufer" (theoretisch endet die ja nach den ersten 10 Zimmern oder so). Es reicht, die existenzielle Angst zu "erinnern" oder sich auch nur "vorzustellen" (und nix zu fressen zu haben bzw. 'n Leben in totaler Ausgrenzung zu führen ist immer noch eines der nachhaltigsten Traumata, die's gibt). Insofern würde ich von "Not-motivierter" Sexarbeit selbst dann sprechen, wenn die Dame bloß von der (realistischen) Befürchtung getrieben wird, andernfalls sozial völlig abzustürzen. Ich glaube fest, dass die ganze "Spaß-an-der-Arbeit"-Psychologie dem tief unter- bzw. nachgeordnet ist.
In manchen Momenten schon. Beruflich bekomme ich oft sehr viel Anerkennung, nur will es dann doch wieder keiner umsetzen. Das kratzt dann wieder an der Würde und man denkt: irgendwas stimmt doch nicht. Privat wird das schon schwieriger, wenn Kinder größer werden und einen nicht mehr brauchen. Da brauche ich neue Aufgaben: z.B. im Club rumhängen und ein kleines Forentreffen veranstalten, wie vor kurzem! Nur schade wiederum, dass sich da manche Begegnung die auch im RL interessant wäre, nicht rüberbeamen lässt. Oder wie soll man der Aussenwelt erklären woher man sich kennt?? Igittigitt, pfui! Also wenn ich dein Benutzerbild anschaue, und deine selbstbewussten aber niemals arroganten Texte, seit längerem so betrachte, so dachte ich dass gerade du schon im Tibet sitzt! Meditierend natürlich!
Dieser Thread ist sehr interessant, wie schon geschrieben worden ist, wabert es mit der Würde hin und her. Nun sind wir bei Würde im Sinne, zu jemandem aufschauen. Einem Würdentraeger. So etwas wie den Baum, oder den tibetanischen Mönch. Absolut unantastbare Würdentraeger, zu denen wir aufsehen, weil Sie ein Leben führen, welches wir vielleicht anstreben, aber nicht im entferntesten erreichen. Und das vielleicht weil wir uns permanent selbstbetrügen. Diese andere Würde-Definition geht ja eher auf den Mensch an sich. Das ist eine andere Seite der Würde. Das ist dann eher die Definition, die Alaska gegeben hat. Singemäß: Behandle dich gut, und behandele auch die anderen gut. Mittlereile meine ich schon, daß wir durch fortwährenden Selbstbetrug eben nicht authentisch, wie dieser Baum, oder der tibetische Mönch sind, weil wir ja auf eine Illusion der Symphatie, eine Illusion des Gemocht werdens, im P6 angewiesen sind. tohu der langsam eine pessimistische Haltung zu seiner Würde annimmt.
am Thema vorbei? Einspruch, euer Ehren! Beide Threads zum Thema Würde gehörten für mich, und ich glaube auch für andere, mit zum Interessantesten, was bislang in diesem Forum zu lesen war, zumindest für diejenigen, die halt nicht nur an F***-Berichten interessiert sind (ok, die lese ich auch gerne). Die Vielzahl der Beiträge auf hohem und höchstem Niveau, die Breite der Erörterung der verschiedensten Aspekte und auch Betrachtungsweisen zum Thema, halte ich für in keiner Weise für "am Thema vorbei", sondern für außerordentlich bereichernd. Für mich persönlich macht genau das den Unterschied zu anderen und den Reiz dieses Forums aus, dass hier auf diesem Level auch über solche Themen diskutiert wird. Mein ausdrücklicher Dank an dieser Stelle an alle, die sich derart reflektiert und ausführlich hier geäußert haben! Selbstverständlich wird es niemals allgemeingültige und für jeden akzeptable Definitionen der verwendeten Begrifflichkeiten geben (der Absolutheitsanspruch und die Unfehlbarkeit bleiben weiterhin dem Papst vorbehalten...), geschweige denn deren Interpretationen, doch die Notwendigkeit und auch der Bedarf, solche Themen kontrovers zu diskutieren, sich selbst in seiner Rolle zu hinterfragen, sehe ich als gegeben, richtig und wichtig an. Die Posts zusammenfassend auszuwerten wäre mittlerweile sicherlich ein anspruchsvolles Buch, wenn nicht gar Stoff für eine Diplomarbeit... Nochmals Einspruch! Bin selbst ein großer Freund der Stilmittel Ironie, Sarkasmus und Zynismus. Aber diverse Beiträge in diesem Thread mit Inhalten zu den von dir genannten Aspekten "Achtung und Respekt" als Gesäusel abzuqualifizieren, halte ich für unangemessen, sorry Al. Zumal du einen Satz später erklärst, sie seien eine Selbstverständlichkeit. Sollten sie sein, sind sie aber nicht!!! Und wenn zahlreiche FK, und nicht nur die aktiven Schreiber, sondern auch die passiven Leser, sich eben auch mal mit solchen Themen auseinandersetzen und auch mal ihre eigene Rolle hinterfragen, so ist dies m. E. in jedem Fall positiv zu sehen. Soll ja auch weder den Spaß am F***** verderben, noch zum Boykott der Branche aufrufen. Will hier auch keinesfalls den Oberlehrer raushängen lassen, habe mir daher auch seitenlangen Beiträge geklemmt, zu denen das Thema mich genau genommen reizt... Aber dieses Statement musste jetzt irgendwie sein. Gruß von Bruce
Hier noch ein m. E. sehr gut passendes Zitat vom FK Zorkie aus einem gänzlich anderen Thread. P.S. @Al Na, wieder am Thema vorbei? Etwas Provokation muss unter aufgeklärten Gentleman drin sein, oder?
Diese Diplomarbeit sollte dann aber einen allgemeineren Titel tragen als die Ausgangsfrage: Verlieren wir Männer unsere Würde im PaySex? Denn diese Frage sehe ich nicht beantwortet. Vielleicht liegt mein Frust weniger darin begründet, dass das Thema nicht geradeaus durchgeprügelt und mit Ja, Nein oder Ja-aber beantwortet wurde, sondern dass Themenzweige andiskutiert wurden, mit denen wir unsere Offtopics für ein Jahr hätten füllen können. Ich bin voll auf Deiner Seite was die Niveau der Beiträge und die Gewissenhaftigkeit eines jeden Diskussionsteilnehmers angeht, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen und die Diskussion zu bereichern. Vielleicht greifen wir einzelne Aspekte heraus und diskutieren diese noch einmal separat. Da gibt es nämlich Themen-Ansätze, die mich weitaus mehr bewegen als diese schwer greifbare und unscharf definierte Würde-Frage....
Gentleman Das kannst du nur selbst! Zur Beruhigung: Ich schätze deine Beiträge, und auch deine Fotos... Aber bleib doch bitte beim Thema, sonst werden wir hier samt und sonders ins Zankforum verschoben... "Humor ist, wenn man trotzdem lacht", hat mein Großvater immer gesagt.
@albundy ist ein ehrenwerter Mann. Was er sagt, gilt für ihn & für mich und für viele hier ... aber eben längst nicht für den gesamten P6, wie der jüngste TL-Skandal (der wievielte isses nu in diesem Jahr?) so eindrucksvoll beweist. Das darf man & soll man nicht ignorieren ... daher ist mir z.B. der dortige Thread viel zu kurz & zu ruhig, nach allem was hier gesagt wurde. Vieleicht eiern" wir deshalb hier so mit der Würde rum. Aber ich glaube trotzdem, dass die Definition so langsam Gestalt annimmt.
Einverstanden und sehr dafür! Seperate Threads im OT zu einzelnen Aspekten würde ich sehr begrüßen! Bliebe die Frage der Gliederung, wo doch derart viele Topps grundsätzlicher Natur sind bzw. ineinander greifen. Achtung - Selbstachtung Wahrnehmung - Selbstwahrnehmung Würde - Versuch einer Definition Die Würde des Mannes - die Würde der Frau RL - P6 - o. g. Aspekte übertragbar? Wenn ja, mit welchen Einschränkungen bzw. Abweichungen, wenn nein, warum nicht? Sind ethische Aspekte für Freier generell von Bedeutung, oder wollen "wir" "nur" f*****? Was denkt ihr? Wie fühlt ihr euch vor bzw. nach dem Besuch eurer Herzensdamen, habt ihr psychische "Nachwehen"? etc. Die Fortsetzung der Auseinandersetzung anhand einer evtl. verbesserten Gliederung begrüße ich sehr. Eine dem Thema gerecht werdende Beantwortung à la "Ja-Nein-Weiß nicht bzw. Ja, aber..." halte ich für unmöglich, so vielschichtig das Thema ist. Ich möchte jedenfalls nicht der Mod sein, der die Aufgabe hat, die Beiträge thematisch zu gliedern... Gruß von Bruce
Bei der Fragestellung handelt es sich um eine idealistische ( http://de.wikipedia.org/wiki/Idealismus) Grundsatzfrage. Diese Frage kann tatsächlich mit "ja" oder "nein" beantwortet werden. Alle abgeleiteten Aspekte sollten in der Tat im OT einzel diskutiert werden, aber das hatten wir ja schon;-)