Also man kann sie mögen oder nicht, aber so eine Beurteilung würde ich mir nicht zutrauen. Und das geht auch an einer Sache vorbei: ich sehe keinen Grund auszuschliessen, dass sie fest davon überzeugt ist, mit ihren Kampagnen etwas gutes für Frauen zu tun, in diesem Fall Prostituierte. Sicher wird sie persönliche Erfahrungen gemacht haben, die sie dahin gebracht haben, sich überhaupt für so etwas einzusetzen. Aber für mich ist der Punkt nicht, welche Persönlichkeitsstruktur sie hat, sondern wo ihre Argumente Sinn machen und wo nicht.
Hier werden zwei Dinge vermischt. Wenn Frauen im Angestelltenverhältnis in einer Prostitutionsstätte arbeiten, gibt es ein eingeschränktes Weisungsrecht... das besagt, dass SDL Anwesenheitszeiten aber nicht Service, geschweige denn Akzeptanz der Kunden vorgeschrieben werden darf. Selbständigen SDL darf niemand vorschreiben wann, wo und wie sie arbeiten. Allerdings gibt es in den meisten Prostitutionsstätten eine Hausordnung ( Schichtzeiten, Arbeitskleidung, usw), die man akzeptieren muss oder nicht. Wenn ja, dann muss man sich auch dran halten.... Wenn nein, dann einen anderen Arbeitsplatz suchen oder sich in einem Einzelapartment einmieten, Dienste als Independent anbieten.... Das heißt nicht, dass Betreiber ein Weisungsrecht haben. Der Polizist scheint da schlecht informiert zu sein und ich frage mich, wenn er schon 20 Jahre im Dienst ist, wie er arbeitet. LG Tanja
Ich habe in all den Jahren noch keines bei oder von ihr gehört, was aus wissenschaftlicher oder soziologischer Sicht als auch im Vergleich zu anderen politik- udn Wirtschaftsbereichen einem Fakten-Check und einer kritischen Diskussion standhält. Wer solche Argumente kennt, der trete vor. In der Diskussionsrunde bei Maischberger hat sie leider auch nur wieder "Mysterien" und krudes Wunschdenken losgelassen.
Tanja schreibt: Mir ist ehrlich gesagt schon immer völlig unklar gewesen, wie ein sozialversicherungspflichtiges Verhältnis aussehen könnte. Allein schon die praktische Frage, wie Kündigungsschutz, Krankmeldung/Lohnfortzahlung usw. Zudem: Wie soll das denn alles gehen, ohne dass der Arbeitgeber natürlich Serviceerwartungen und Vorgaben geben kann? - wie in jedem anderen Arbeitsverhältnis auch. Ansonsten wären doch auch Missbrauchsmöglichkeiten durch die angestellten Huren keinerlei Grenzen gesetzt... Mir ist das völlig schleierhaft, wie in einem Clubbetrieb Prostitution im Angestelltenverhältnis betrieben werden kann ((von sozialversicherungsrechtlichen Problemen mal ganz abgesehen). Das ist vll. auch der Grund, warum es das nur 'rhetorisch'/theoretisch gibt
Es gibt auch nur 44 sozialversicherungspflichtige Angestelltenverhältnisse, wovon 4 Männer sind. Würde wohl am ehesten in einem Pauschalclub, in dem Frauen eine täglich festgesetzte Vergütung + eventueller Provision (für Mehraufwand) bekommen funktionieren, da sie hier keinen finanziellen Aufwand ( Mieten, Eintrittsgelder) und keine Aquise ( einzelne Zeiteinheiten gegen definierte Entlohnung direkt mit dem Kunden) hat. Sie wird für Anwesenheit bezahlt und ihre Bereitschaft, die Kunden des Clubs zu "betreuen". Bei allen andern Arbeitsplätzen gibt es eine Infrastruktur ( FKK-Club, Laufhaus, Bordell, Wohnung ...), die im Vorfeld bezahlt wird, und ein direktes Verhandeln und Kassieren beim Kunden. Deshalb ist die Option "angestellt" zu arbeiten zwar gut, aber wird selten gewählt, weil sie auf Kosten von Flexibilität und eigener Gestaltung des Angebots geht.... Das ist am Bedarf vorbei.
Tanja schreibt: Mich würd mal wirklich interessieren, ob das nicht eher alles 'Scheinarbeitsverhältnisse' sind (angestellt bei Verwandten; Bekannten usw.) um auf dem Wege in die Sozialversicherung zu gelangen. Tanja (Du hast da den besseren Überblick), Deinem Posting entnehme ich, dass es kein einigermaßen realistisches und umsetzbares Modell der Ausübung der 'normalen' Clubprostitution als Angestellte gibt? Also: sowohl hinsichtlich einer schon vollzogenen Realisierung wie auch als wenigstens nur als halbwegs realistisches Gedankenmodell. Ist ja schon bemerkenswert, dass dieser in den Massenmedien permanent abgefeierte 'Fortschritt' ja eigentlich nur reine Symbolpolitik des Gesetzgebers ist. (...und auch nur sein kann!)
Ich weiß es nicht genau, nehme aber an dass es sich um Massageangebote in Massagestudios handelt... Das würde Sinn machen .... Gäbe es schon, aber kein Arbeitgeber würde sich drauf einlassen... Wer akzeptiert schon eingeschränktes Weisungsrecht wenn es um seinen Betrieb geht? Arbeitverhältnisse werden heute schon versucht zu konstruieren, denn es gibt bereits Gerichtsverhandlungen bei denen die Teilnahme am Düseldorfer Modell oder Wochenarbeitspläne als "Beweis" für eine Scheinselbständigkeit herangezogen werden, obwohl teils Betreiber mit Androhung von vermehrten "Besuchen" dazu gebracht werden am DD-Modell teilzunehmen und jeder Betrieb ja im Vorfeld wissen sollte, wer wann da ist zum arbeiten. Er ist am Bedarf vorbei....weil er von Leuten gemacht wurde, die keinen Einblick in die tatsächliche Arbeitsweise von Sexdienstleister_innen haben. Wäre ähnlich, als wenn ich Regeln und Gesetze für Anwälte oder Bäcker aufstellen würde.... Das gäb auch am Bedarf vorbei Regulierungen, auch wenn sie ganz sicher gut gemeint wären
Die Sache geht ursprünglich im Vorfeld des ProstG auf den Prozess gegen Felictas Schirow (Cafe Psst) https://de.wikipedia.org/wiki/Felicitas_Schirow zurück. Sie hat(te) angestellte Dl. Es gibt solche Angestellen-Verhältnisse. Im Prinzip ein ganz normaler Arbeitsvertrag mit der Ausnahme, dass der Arbeitgeber nicht anweisen darf, dass die DL erstens mit einem bestimmten Gast und zweitens bestimmte Praktiken durchführt! Dass das relativ selten ist, was auch immer früher das Argument von Schwarzer und Co war, hängt damit zusammen, dass natürlich der Arbeitgeber sein höheres wirtschaftliches Risiko (Ausfall der Dl) im Lohn, den er kontinuierlich zahlen kann bzw. muss, einkalkuliert. Das ist vielen Dl dann doch zu wenig bzw. vielen Betreibern das Geschäft zu volatil. Im Pauschalclub und RTC-Modell sehe ich eigentlich das typische Angestelltenverhältnis, auch wenn viel glauben/meinen, dass die DL wären als "Selbstständige" zu betrachten. Ich meine, das würde einer detallierten Prüfung nicht standhalten! Ich sehe da mit Verlaub keinen wirklichen Widerspruch mit der schon oben beschriebenen Ausnahmen 1.-2. Nein oder vielleicht kurzzeitig, denn der Arbeitgeber kann ihr ja kündigen ... ganz normal. Das Vertragsverhältnis ist zweiseitig ... also muss die Dl auch ein gewisse Leistung erbringen. Ich sehe da kein wirkliches Problem. Das ist wie in jedem Handwerks-Betrieb, Ladengeschäft usw. Ich weiß nicht was du da "reinkonstrierst" fürn Problem. Natürlich müsste der Arbeitgeber dann normal in % die üblichen Krankenkassen, Renten- und Soli-Abgaben nebst Lohsteuer jeden Monat beim Finanzamt abführen. Muss jeder Handwerksmeister usw. auch machen. Ich versteh noch nicht, warum da so ein Sonder-Problem draus gemacht wird. Selbst Mischformen mit ner angestellten Stamm-Belegschaft und paar pendelnden selbstständigen Dl sind eigentlich kein rechtliches Problem nach derzeitiger(!!!) Gesetzeslage, wenn es sich rechnet und der Markt hergibt. Oder was meinst du konkret mit speziellen "sozialversicherungsrechtlichen Problemen"???
Ein Club, der Dls als Arbeitnehmer einstellt? Wie soll das funktionieren? Wer selbst in seinem Betrieb Angestellte hat, der weiß, was das kostet. Der Club wäre überhaupt nicht mehr wettbewerbsfähig und ganz schnell pleite, wenn die Gäste ausbleiben. Geld am Finanzamt vorbeizumogeln gäbe es dann auch nicht mehr. Die hätten doch alle 6 Monate die Steuerprüfung im Haus. Dann kann die Dl doch gleich an der Aldikasse ( nicht die in Dietzenbach) sitzenbleiben und abends nebenbei Schwänze blasen, ohne Steuerkarte. Das sind doch alles paranoide Wahnvorstellungen.
@Dongle: nur eins von 1000 Beispielen für 'Schwierigkeiten'. Durch die Eingliederung der Prostitution in das Sozialversicherungssystem würde der Arbeitsschutz zuständig werden. Na, was der wohl zu der Praxis der Prostitution meint Verpflichtung zum Ganzkörperkondom (bei Kussverbot) ist da doch vorprogrammiert - und das ist jetzt nicht ironisch gemeint, die hätten da keinen Handlungsspielraum, um die Beschäftigten zu schützen. Und ob ieine Puffräumlichkeit den gesetzlichen Ansprüchen genügt? Ganz nebenbei: was häufig übersehen wird: die Integration in die Sozialversicherungen hat nicht nur Beitragszahlungen, sondern auch Leistungsansprüche zur Folge! (z.B. Berufsunfähigkeitsrentenansprüche von Huren). Kein Wunder, dass die Sozialversicherungen keinerlei Motivation/Ambitionen/Interesse zeigen, ihren Versichertenkreis auf Huren auszuweiten.
Das sehe ich etwas anders als du und Tanja. Vor 2002 war Prostition zwar nicht mehr strafbar aber nur geduldet. Der Rest war Willkür und Beliebigkeit. Trotzdem wurden Steuern kassiert. Das ProstG schaffte eigentlich klare Regeln im Rahmen der gesamten gesetzlichen Regelungen, in dem Prostitition mit dem Kontext der anderen Gesetze BGB, Arbeitsgesetzbuch, Handelsrecht usw. verbunden wurde. Mithin weitere "Sonder-Gesetze" bedurfte es nicht! Verstehe nict, was daran so kompliziert ist. Da gibt es bei genauer Prüfung nur sehr wenig "nachzuregeln" und oft nur wegen dem ganzen Förderalismus-Zirkus von Bundesland zu Bundesland. In einem anderen thread haben zwei andere berüchtigte Diskutanten (Xx_er und Smiley) in bezug auf einen Herrn namens Renzikowski das aus- und durchdiskutiert. Mal suchen ...
@badura und haiskin Lasst gut sein ... mit den "angestellten" Dl usw. geht übrigens an der konkreten Sendung vorbei, weil Schwarzer und Co. die wenigen tatsächlich existierenden Vertragsverhältnisse nicht mehr als Bestätigung des Scheiterns des ProstG als Argument verwendet! Da hat sie sich offensichtlich von dem Kommisar aus Augsburg (siehe Beitrag #14) "anders" beraten lassen! Nicht unbedingt besser! Denn ihr früheres Argument mit den nur 44 angestellen DL ist nun noch absurder, wenn der Kommissar erst die Möglichkeit zum "angestellt sein" in der Prostitution als wahres Übel entlarvt! Kann ja jeder selber nochmal hören ...
Dann sollte sie mal von ihrem "hohen Ross" runtergekommen; wenn man dieser Frau mal intensiv zuhört, hat man(n) ständig das Gefühl, dass sie über allem steht und nur ihre Meinung die ultimativ Richtige ist. Sie fordert etwas, was sie selber nicht praktiziert. Nachtrag: So ist das halt, mit Extremistinnen.