Zu Eurer "humanmedizinischen" Diskussion kann ich nichts sagen. Ich kenne mich nur einigermaßen bei der Desinfektion von Trinkwasser aus. Und da ist der Stand so, dass das Desinfektionsmittel Chlor in unterschiedlichen Darreichungsformen zugegeben wird: Gasförmiges Chlor, flüssiges Chlor, Chlordioxid und noch andere Formen. In jedem Fall kommt es immer nur auf das mobilisierbare Chlor an. Eine Alternative ist das Ozon, oder besser gesagt der atomare Sauerstoff, der sich beim Ozonzerfall bildet. Zumindest beim Trinkwasser sind die Dosierungen aber mit Cl vergleichbar, wie es überhaupt hier keine herausgehobenen und besonders wirksamen Desinfektionsmittel gibt. Das kann eigentlich auch garnicht anders sein, weil es dabei nur auf wenige Bestandteile dieser Substanzen ankommt (vor allem Cl2 und O). Weil die Desinfektion praktisch immer in den Wasserwerken erfolgt, besteht das methodische Problem regelmäßig darin, zu erreichen, dass das Wasser genügend desinfiziert ist und zwar bis zum Wasserhahn des Verbrauchers und auf der anderen Seite das Trinkwasser nicht nach Chlor schmeckt. Ein typischer Richtwert, das zu erreichen, liegt bei 0.05 mg Cl/l. Bei den Amerikanern ist das anders. Kein Amerikaner würde auch heute noch Wasser trinken, das nicht nach Chlor schmeckt. Ich kenne das aus dem Rhein-Main-Gebiet und auch dem Stuttgarter Raum. Dort wird das deutsche Trinkwasser an den Übergabestellen zu den amerikanischen Einrichtungen und Wohnvierteln von den jeweiligen Stadtwerken immer mit einer "Extraportion Chlor" versetzt. Desweitern ist es wichtig, dass das Wasser bei der Desinfektion möglichst keine Schwebstoffe enthält. Wasser mit einen hohen Schwebstoffanteil kann nicht ausreichend desinfiziert werden, weil die Bakterien innerhalb der Schwebstoffe nicht erreicht werden. Der typische Diffusionskoeffizient ist einfach viel zu klein. Deshalb kann ich aus meiner Erfahrung auch nicht die Desinfektion von irgendwelchen Biofilmen bestätigen, die hier irgendwo weiter vorn ein Kollege beschrieben hat. Biofilme ist immer noch eine ganz komplizierte Anglegenheit. Selbst die Desinfektion von Wasser mit Cl oder O ist biochemisch ein ganz komplexer Vorgang, wo manches auch noch unklar ist. Es geht fast immer um einen Angriff auf die Zellwand und/oder die Vermehrungsfähigkeit. Bei der Desinfektion von Wasser verwendet man zunehmend überhaupt keine Chemikalien mehr, sondern bestrahlt schwebstofffreies Wasser mit harter UV-Strahlung. Der Vorteil ist hier, dass es prinzipiell keine Überdosierung geben kann, weil es es keine Rückstände gibt. Der Nachteil sind die Energiekosten und auch die UV-Strahler halten leider nicht ewig. Was jetzt die biochemischen Prozesse von irgendwelchen Desinfektionsstoffen z.B. beim Menschen betrifft, so kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das alles so primitiv ist. Biozide Wirkung entfalten vor allen Antibiotika auf Penicillin-Basis und ziemlich komplexe organische Verbindungen. Einer der ersten Stoffe aus diesem Bereich war das Salvarsan, der erste richtige Wirkstoff gegen Syphilis (Paul Ehrlich). Das war ein Azo-Farbstoff. Später kamen dann noch die Sulfonamide dazu. Am Anfang dieser Entwicklung (d.h. in den 30iger und in den beginnenden 40iger Jahren) war nicht abzusehen, dass die Penicilline das Rennen machen. Die Geschichte der Erforschung der chemischen Antibiotika in Deutschland (vor allem in den 40iger Jahren) ist eine Geschichte von Verbrechen in KZs und der Schande der damaligen deutschen Medizin. Und trotzdem hatte Deutschland am Ende des 2. Weltkriegs praktisch keine funktinierenden Antibiotika. Als dann die deutschen "Frolleins" (halbberuflich oder auch professionell) sich mit britischen und amerikanischen Soldaten einließen, ging es nicht nur um Zigaretten und echten Bohnenkaffee und Nylons, sondern auch um Penicillin, um vielleicht todkranke Angehörige zu retten. Als dann die beiden deutschen Staaten gegründet wurden, war der Aufbau einer eigenen Antibiotika-Basis in der ersten Hälfte der 50iger Jahre eines der vordringlichsten Themen. Doch das ist lange her. Und heute erleben wir quasi einen Roll-Back, indem man die ganzen (hoffentlich noch lange!) wirkungsvollen Präparate in den Skat drückt, und über die Nutzung von Chlordioxid-Lösung u.ä. philosophiert.
Die Amis stehen tatsächlich auf ihr gechlortes Wasser. Allerdings beginnt hier auch ein Umdenken, denn mit Chlor oder H2O2 entfernt man keine Biofilme. In Biofilmen wuchern Keime, daß es nur so kracht und das einzige Werkzeug dagegen ist neben der mechanischen Methode: Ozon. Ausserdem hat Peroxid eben das Problem: Kauft man es in großer Menge, dann kommen die "Feds" auf die Türschwelle und wollen wissen, ob man entweder Crystal kocht oder Bomben baut ... Biofilme bilden sich übrigens ruck zuck. Auf unserem Messe-Exponat hat sich nach einer Woche in dem Teil, der nicht ozonisiert war ein richtig ekelhafter Schmierffilm gebildet. Ich will gar nicht wissen, was da alles gekrabbelt ist... Der Teil, den wir ozonisiert haben, war blitzeblank. Absolut keimfrei. Das Wasser hätte man für WFI (Water for Injection) nutzen können. Biolfilme sind ein riesiges Problem. Schon mal montags als erster zum Zahnarzt gegangen? Dann viel Spaß ... Pseudomonaden in die offene Wunde durch die Spülung des Bohrers is toll. Ich arbeite derzeit mit einem Hersteller von Zahnarztstühlen an einer Lösung zur regelmässigen Sanitisierung von Zahnarztstühlen. Weil H2O2 eben nicht systemisch schützt! so long *ozon-boy Kat